Sie werden als das Herz eines E-Autos bezeichnet – die Traktionsbatterien. Im Inneren sitzen zig Akkuzellen. Da stellt sich mir die Frage, wer diese eigentlich fertigt? Ich habe hier bei Dr. Windows eine Übersicht zu den Herstellern von Batteriezellen angefertigt. Dabei ist ersichtlich, wie stark asiatische Batteriezellenhersteller sind. Nun folgt die Ergänzung mit angekündigten Expansionsplänen der Hersteller.
Der amerikanische Autobauer Tesla hat mit Panasonic gemeinsam Akkuzellen auf Lithium-Ionen-Basis für die hauseigenen Modelle entwickelt. Ein gewaltiger Kraftakt, doch erlaubt dies niedrige Preise pro Kilowattstunde. Die Batterien inklusive Zellen werden in der Gigafactory 1 in Nevada gebaut. Die Jahresleistung beträgt 35 GWh. Die Pläne seitens Tesla gehen aber noch weiter. Perspektivisch sind 150 GWh angedacht, wozu weitere Gigafactories gebaut werden sollen. Derzeit sind folgende Standorte in Vorbereitung:
- In Europa soll es auch mindestens eine Gigafactory geben. Der Ort ist aber noch unklar.
- In China sind die Pläne weiter vorangeschritten. In Shanghai soll eine Gigafactory gebaut werden. Dort werden dann Akkuzellen und das Model 3 für den asiatischen Markt gefertigt.
Tesla ist jedoch bei weitem nicht alleine. Die Konkurrenz kommt aus Fernost. Derzeit mit großem Marktanteil sind die südkoreanischen Unternehmen LG Chem und Samsung SDI. Beide Unternehmen beliefern verschiedene Automobilhersteller. Daneben kommen noch weitere Firmen aus Korea.
- LG Chem hat Werke in Südkorea und in Polen. Insgesamt werden Zellen mit einer Kapazität von 15 GWh gefertigt. Die Akkuzellen sind unter anderem bei Audi und GM verbaut.
- Samsung SDI hat Werke im Heimatland und in Ungarn. Die Kapazität liegt jedoch nur bei 2,5 GWh. Es werden Zellen an BMW und Streetscooter geliefert.
- SK Innovations hat ebenfalls in Korea und in Ungarn Werke. Neben Daimler wird auch der Volkswagen Konzern zu den Kunden gehören.
Chinesen kommen
- CATL ist größter Lithium-Ionen-Zellen-Produzent. Bis 2020 soll die Firma weltweit in Ihren Produktionsstätten 88 GWh pro Jahr fertigen können.
- Weitere Akkuzellen-Fertiger sind im Kommen und drängen auf den Weltmarkt.
- China kann auch selbst Lithium abbauen, da es örtliche Vorkommen gibt.
Doch selbst die koreanischen Batteriehersteller verblassen, bei dem, was da aus dem Reich der Mitte kommt. Gleich mehrere Akkuzellen-Produzenten sind hier beheimatet. Zudem kommt der Vorteil hinzu, dass China selbst über Vorräte an Lithium verfügt.
- Contemporary Amperex Technology – kurz CATL – ist der aktuell größte Produzent für Li-Ionen-Akkus in China. Unweit der Firmenzentrale in Ningde, in einer vor allem durch Tee bekannten südchinesischen Provinz, wird CATL ein neues Werk aufbauen. Dieses soll eine Jahresproduktion von 24 GWh stemmen. Im Jahr 2020 soll das Werk fertig sein. Daneben wird in Erfurt ein Batteriezellenwerk errichtet. Die Vereinbarung wurde mit Unterstützung des Großabnehmers BMW getroffen und soll im ersten Schritt 600 neue Arbeitsplätze aufbauen.
- BYD. Build Your Dreams ist unter anderem ein Automobilhersteller. Daneben fertigen Sie auch eigene Batteriezellen. In Qinghai entsteht eine neue Fabrik, die 24 GWh pro Jahr produziert. Strategisch liegt der Standort günstig, da in der Provinz etwa 83% der chinesischen Lithium-Vorräte liegen. Insgesamt produziert BYD bereits im kommenden Jahr 60 GWh in seinen Werken. Vorerst verbleiben die Akkuzellen nur am chinesischen Markt.
- Funeng Technology existiert bereits seit 10 Jahren und hat eine Fabrik mit einer Jahresproduktion von 10 GWh. Es beliefert den chinesischen Hersteller BAIC Motor.
- Seit 2001 ist Eve Energy tätig. Es werden pro Jahr etwa 7,5 GWh gefertigt. Der Produzent beliefert die Automarken Geely, Volvo und Polestar.
- Guoxuan High Tech ist bereits seit 2005 im Geschäft und beliefert ebenfalls BAIC Motor. Aktuell beläuft sich die Jahresproduktion auf 4 GWh.
Was machen die europäischen Autohersteller?
- Keine eigene Batteriezellenfertigung geplant.
- Kooperationen mit asiatischen Zellenproduzenten. So errichtet CATL bis 2020 in Erfurt ein Batteriezellenwerk und SK Innovations baut eine Fabrik mit VW.
Volkswagen kündigt großspurig an, bis 2026 eine Vielzahl an batterieelektrischen Modellen von verschiedenen Konzernmarken anzubieten (siehe Mobilegeeks). Doch dazu benötigt Europas größter Autobauer eine gigantische Menge an Batteriezellen. Wie soll das gelingen?
Um das zu stemmen, schließt Volkswagen gleich mit mehreren Batteriezellenfertigern Liefervereinbarungen ab. Denn eine eigene Zellfertigung möchte das Volkswagen-Konglomerat weiterhin nicht aufziehen. Zu teuer sind die Investitionen, zu unklar die Entwicklung, wie viele Akkuzellen wirklich benötigt werden. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess würde eine von europäischen Firmen bezahlte Zellfertigung nur Sinn ergeben, wenn es ein Zulieferer übernimmt, der dann mehrere Abnehmer hat. Die beiden größten Automobil-Teilelieferanten Schaeffler (mit Continental) und Bosch wollen jedoch beide geschlossen keine Zellfertigung betreiben. Stattdessen konzentriert man sich darauf, die zugelieferten Zellen zu optimieren.
“Wir müssen die Akkuzelle technisch verstehen, wir müssen sie nicht fertigen. Wir sagen Nein zur eigenen Zellfertigung, aber Ja zur Batterie bei Bosch.“ So der Bosch-Manager Roland Bulander http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/zu-teuer-bosch-will-keine-batteriezellen-fuer-e-autos-bauen-a-1195974.html
Batteriezellenfertigung von europäischen Firmen? Noch nicht.
- Förderung der EU in Höhe von 200 Millionen Euro.
- Nur kleine Unternehmen bereit, ein Risiko einzugehen. Northvolt plant eine Batteriezellenfertigung in Schweden.
- Lieferengpässe bei Neuwagen mit E-Antrieb, weil Batteriezellen von externen Firmen zugeliefert werden.
Hoffnungsvoll gestartet war das Konsortium Terra E, das in Deutschland eine eigene Zellfertigung starten wollte. Der Testbetrieb lief, doch inzwischen ist klar, dass sich die Vereinigung wieder auflöst. Die verschiedenen beteiligten Firmen wollten nicht zu viel Geld in die Hand nehmen. So ist das ehrgeizige Projekt Geschichte. Noch aktiv ist das Unternehmen Northvolt. Geldgeber sind der Stromanbieter Vattenfall, der schweizerische Elektronikkonzern ABB, Siemens und Scania.
- Bau einer Gigafactory in Schweden.
- Geplante Jahres-Out-put sind 8 GWh im Jahr 2020. Später sollen durch Erweiterungen der Fertigung bis zu 32 GWh pro Jahr gebaut werden. Dadurch reicht die produzierte Menge für etwa 640.000 Fahrzeuge mit einer Akkukapazität von 50 kWh.
- Noch in Planungsphase.
Die Chinesen kommen also mit geballter Macht. Nicht nur, das bereits heute zig Batteriezellenfabriken vorhanden sind, sondern auch die Rohstoffvorräte sind ein Pfund. So herrscht in Sachen Lithium-Ionen-Zellen ein massives Übergewicht in China. Kooperationen sind also zwingend notwendig, denn eine eigene Zellfertigung in Europa von europäischen Firmen ist aktuell nicht existent. Das ist schade. Versuche, wie in Kamenz bei der Deutschen Accumotive, sind viel zu klein für die Massenfertigung von Zellen für mehrere 100.000 E-Fahrzeuge. Und bis die Fabrik in Schweden fertig ist, dauert es noch.
Meiner Meinung nach ist diese europäische Zurückhaltung zu bedauern, denn hier entgeht ein großer Markt. Auch wenn es aktuell großer Investitionen bedarf.
Fakt ist, mit der aktuellen Strategie kommt es zu Lieferengpässen.
Da aber Volkswagen angekündigt hat, auch nach 2026 noch weitere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren neu zu entwickeln und zu bauen, erhält man sich auch etwas die Unabhängigkeit von den Batteriezellen. Nur blöd, wenn der Kunde doch tatsächlich vermehrt E-Autos kaufen will…
Quellen: